Donnerstag, 10. Januar 2013

Es sind Ferien und sie hat mal wieder viel zu viel Zeit, um nachzudenken.
Am liebsten möchte sie ihren Gedanken flüchten, in dem sie rausgeht, trinkt und Party macht, aber manchmal ist niemand da, auf den sie gerade Lust hat.
So wie jetzt.
Sie steht schweigend am Balkon und zündet sich eine Zigarette an.
Alles was sie vor sich sieht, hat sie schon hunderttausend mal gesehen. Ein Häuserblock nach dem nächsten und mitten drin eine kleine Grünfläche.
Noch vor etwa einem Jahr, konnte sie, auch wenn sie diese Landschaft schon so oft gesehen hat, immer noch etwas neues entdecken.
Die Blätter des Baumes, die wild umher tanzen, wenn ein leichter Windstoß kommt. Die Unebenmäßigkeiten auf den Häuserfassaden, die dem ganzen Block die Perfektion entziehen.
Die Kinder, die sich jeden Tag in kleinen Grüppchen zusammentun, um gegeneinander Fußball zu spielen.
Aber egal, wie genau sie jetzt hinschaut, sie findet nichts, was sie nicht schon einmal gesehen hat.

Die Häuser, die etwa 40 Meter von ihr entfernt stehen, verdecken den großen Horizont, den sie hätte sehen können.
Dabei möchte sie neues entdecken.
Jeden Tag.
Jeden Tag möchte sie aus dem Fenster schauen und und eine neue Welt entdecken.
Sie möchte die Wahrheit finden, das pure Leben, dass sich hinter Werbeplakaten mit einer Scheinwelt versteckt.
Ist in dieser Welt überhaupt irgendetwas echt?

Sie nimmt einen tiefen Zug.
Je tiefer sie den qualm einatmet, desto intensiver erscheinen ihr die Farben des Baumes, den sie sich gerade ansieht.
Oder bildet sie sich das nur ein?
Möchte sie vielleicht einfach nur, dass das was sie sieht, wenigstens in Farben aufstrahlt, wenn es sich schon nicht verändern kann?
Sie nimmt noch einen Zug.
Nein. Ganz sicher. Es liegt an der Kippe.

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