Mittwoch, 2. Mai 2012

Vom Sommer und dem Steakfluss


 Juni, 2011.

Es ist das erste Wochenende im Juni, und damit auch das letzte vor den Sommerferien.
Wie jedes Jahr sitzen wir am See, grillen und hören Musik.
Es ist das letzte Mal, in dem wir in dieser Konstelation zusammen sind.
Einige werden hier in Kassel bleiben, Jessica beginnt ihre Ausbildung in Wertheim und ich? Ich weiß nicht was ich machen werde.
Aber dies ist kein Zeitpunkt, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen.
Die Sonne steht in ihrer besten Stunde und brennt so heiß auf meinem Körper, wie eine riesige Herdplatte. Perfekt. Ich schaue hinab auf meine kreidebleichen Beine. In der Sonne sehen sie am schlimmsten aus. Ich komme mir so vor, wie ein Vampir. Das ich damit nicht alleine bin, ist ein kleiner Trost. Denn aus dem Augenwinkel betrachte ich Jessi, wie sie kritisch an sich hinab blickt. „Was soll'n der Scheiß? Fast seit 'ner Stunde lieg ich hier, und die sehen immer noch so aus, als wäre ich in einen Tank voll Kreide gefallen!“ „Was soll ich denn sagen?“, gebe ich zurück.
Dank mir hat sie sich doch erst getraut, dieses Kleid anzuziehen, worauf man doch angeblich ihr überdimensional großes Muttermal sehen kann, dass eine geschätzte Breite von 20 Millimetern hat.
„Will noch jemand 'n Steak?“, fragt Elias. Oh Gott. Danke, danke Elias, dass du mich daran erinnert hast, dass ich, wenn ich mich auh nur einen Zentimeter zur Seie lehne, platze, oder die ganze Picknickdecke versaue. In den anderen Köpfen scheint sich das Gleiche abzuspielen und sie schütteln angewidert den Kopf. „Gut. Dann ist das wohl unser diesjähriges Flusssteak.“
Hach. Wie ich dieses Ritual liebe. Jedes Mal, wenn wir uns an diesem Platz treffen, wird ein Steak in den Fluss geworfen. Wir setzen eine ernste Mine auf und gehen zum Fluss.
„Geehrt seist du, du heiliges Fleischstück, das unseren Magen entkommen durfte. Schwimm. Schwimm für deine Brüder, deine Familie, deinen Stolz. Auf dass dich ein Hund nicht zum Mittagessen findet und du einen langen und angenehmen Verfall erleidest.“ „Was ist los mit dir, Dustin?“ fragt Katha. Dustin schweigt. Er ist noch zu vertieft in seine Rolle und sieht dem Steak nach, wie es circa 5 Meter schwimmt und an einem Ast hängen bleibt.


Das einzige, was ich an diesem Wetter hasse, ist mein Gesicht, das überall rote Flecken hat am glänzen ist und die wahnsinnigen Kopfschmerzen, weil ich es einfach nicht einsehe, mich in den Schatten zu setzen. Das einzige.
Ich liebe, wie das schmelzende Eis an der Waffel hinuntergleitet, genau so wie ich die überfüllten Straßen und Cafés und die Musiker liebe, die fröhlich ihre Lieder trällern.
Ich liebe es, die Augen kaum offen halten zu können und dann in großer Erleichterung eine Sonnenbrille zu finden und ich liebe uns, wie wir die Straßen langlaufen, auf der Wiese liegen, uns den Arsch ablachen und alle Probleme zu Hause vergessen. Ja, ich liebe uns verdammt.
All diese Sachen lassen mich von dem entkommen, was zuhause herrscht.
Dieser ständige Druck, irgendwie das Leben zu meistern. Einen geeigneten Beruf für mich zu finden. Die Freundschaft mit ihm nicht zu verlieren.
Besonders die Freundschaft zu Dustin und Jessi geben mir das Gefühl, dass nicht alles was ich tue, für die Katz ist. Denn egal wie sinnlos mir das Leben erscheint, diese Personen lassen diese Zeit glücklich sinnlos vorbeigehen.
ICH LIEBE DEN SOMMER; ICH LIEBE UNS.









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